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Wie Barrierefreiheit Performance pusht
- Zuletzt aktualisiert
- 26. August 2025
- Lesedauer
- 10 Minuten
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Barrierefreiheit ist kein Kompromiss. Sie ist der Schlüssel zu digitalen Produkten, die inklusiv, zukunftsfähig und nutzerzentriert sind. Durch strategisches UX/UI Design, technische Standards und smarte Audits entsteht mehr als nur gesetzliche Konformität: Es entsteht ein Erlebnis, das alle erreicht. Unabhängig von Einschränkungen. In diesem Beitrag zeigen wir, was digitale Barrierefreiheit wirklich bedeutet, warum sie nicht nur rechtlich, sondern auch wirtschaftlich relevant ist und wie man Accessibility sinnvoll in Design, Code und Testing verankert.
💡 Key Takeaways
Seit Juni 2025 ist Barrierefreiheit Pflicht - und ein Gamechanger.
Was für öffentliche Stellen längst gilt, betrifft bald auch viele Unternehmen: Wer digitale Produkte anbietet, muss sie barrierefrei gestalten. Klingt nach Druck, ist aber eine echte Chance
Barrierefreiheit lohnt sich. Auch wirtschaftlich.
Bessere UX, mehr Conversions, breitere Zielgruppe, geringerer Supportaufwand: Accessibility zahlt sich aus. Wer barrierefrei denkt, denkt effizient und profitiert ganz von selbst.
Barrierefreiheit betrifft mehr Menschen, als man denkt.
Rund 20 % der Bevölkerung leben mit einer Einschränkung - dazu kommen temporäre oder altersbedingte Barrieren. Accessibility ist kein Randthema, sondern Mainstream.
Wer jetzt nicht handelt, riskiert hohe Kosten.
Bis zu 100.000 € Bußgeld, Abmahnungen, Imageschäden oder Produktrueckrufe sind möglich. Kurz: Accessibility ignorieren ist keine Option mehr.
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit - und für wen?
Digitale Barrierefreiheit heißt: Websites, Apps und digitale Services sind für alle Menschen zugänglich. Unabhängig von visuellen, motorischen, auditiven oder kognitiven Einschränkungen. Das Ziel ist klar: Inhalte verständlich machen, Funktionen nutzbar gestalten, Interaktionen für alle ermöglichen.
Und der Clou: Davon profitieren nicht nur Menschen mit dauerhaften Beeinträchtigungen, sondern auch…
- Personen mit temporären Einschränkungen (z. B. gebrochene Hand, Sonnenlicht, Stress)
- Nutzer*innen in spezifischen Situationen (z. B. ohne Ton, mit Screenreader, unterwegs)
- und letztlich alle, die sich über eine bessere Usability und intuitive Nutzerwege freuen
- Wusstest du schon? 20 % der Menschen in Deutschland leben mit Einschränkungen - Barrierefreiheit ist kein Nischenthema.
Seit Juni 2025 ist Barrierefreiheit Pflicht für viele digitale Produkte, geregelt im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Und selbst wenn ihr nicht direkt betroffen seid: In Ausschreibungen, Förderprogrammen oder CSR-Richtlinien wird barrierefreies Design immer häufiger erwartet. Als Zeichen für Qualität, Weitblick und Verantwortung.
Barrierefreiheit bedeutet: Mehr Menschen können euer Produkt nutzen. Und zwar ohne Frust. Ohne Stolpersteine. Ohne unnötige Hürden.
Und das Beste? Alle profitieren davon. Kurz: UX - just better.
Warum ist Accessibility kein Nice-to-Have?
Nutzerzentrierung & Reichweite
Wer digital denkt, denkt inklusiv. Accessibility ist ein UX-Gamechanger: Barrierefreie Produkte sind zugänglicher, verständlicher, einfacher zu nutzen. Sie haben klarere Strukturen, bessere Lesbarkeit, stärkere Kontraste und intuitivere Interaktionen. Sie vermeiden Frust - und erweitern eure Reichweite.
Oder kurz gesagt: Wer digital denkt, denkt inklusiv.
- Und wenn ihr´s datenbasiert wollt: 71 % der Nutzer:innen verlassen eine Website, wenn sie schwer zugänglich ist. Just sayin´.
Und ja, es lohnt sich. Auch wirtschaftlich. UX meets Business.
Barrierefreiheit ist kein netter Service. Sie ist ein echter Business Case. Und zwar einer, der sich auf mehreren Ebenen auszahlt:
- Mehr Sichtbarkeit: Eine saubere, semantische Struktur verbessert die SEO.
- Mehr Conversions: Weniger Hürden = weniger Abbrüche.
- Weniger Supportaufwand: Wenn Leute verstehen, wie etwas funktioniert, fragen sie nicht nach.
- Langfristige Sicherheit: Wer früh barrierefrei denkt, spart sich spätere Nachbesserungen. Rechtliche Risiken adieu.
Was ihr konkret gewinnt
- Bessere UX: Klarere Strukturen, verständlichere Inhalte, sinnvoller Fokus.
- Weniger Support-Tickets: weil die Nutzer*innen sich intuitiv zurechtfinden.
- Besseres Ranking: durch sauberen Code und Alt-Texte.
- Mehr Abschlüsse: durch reibungslose Userflows.
- Mehr Sicherheit: gegen Bußgelder, Abmahnungen oder Imageschäden.
Außerdem gilt seit Juni 2025: Barrierefreiheit ist für viele digitale Produkte Pflicht - geregelt im BFSG. Wer sich also jetzt schon darum kümmert, ist klar im Vorteil: gesetzlich und strategisch.
Accessibility beginnt nicht im Code - sondern im Design
Accessibility by Design
Barrierefreiheit ist kein Layer, den man nachträglich über ein fertiges Produkt stülpt. Sie beginnt dort, wo der erste Wireframe entsteht: Im Designprozess. Gerade bei komplexen UI-Systemen oder markengetriebenen Layouts zeigt sich: Accessibility funktioniert nur dann reibungslos, wenn sie strategisch mitgedacht wird.
Nachträglich fixen? Lieber nicht.
Natürlich lässt sich fehlende Barrierefreiheit im Design irgendwann im Code oder per CSS reparieren. Aber realistisch betrachtet wird’s dann oft richtig aufwendig. Denn:
- Farben, Kontraste und States lassen sich nicht einfach austauschen, ohne ins CD einzugreifen
- Fehlende Labels oder Fokus-Designs müssen nachträglich interpretiert und ergänzt werden
- Mobile Click-Ziele nachträglich zu vergrößern, kann ganze Layouts kippen
Besser also: Accessibility direkt im Designsystem mitdenken - nicht als Sonderlösung am Ende. Wer inklusives Design von Anfang an einplant, spart Zeit, Geld und Nerven.
Typische Design-Fallen - und was wir daraus gelernt haben
Ein paar Klassiker, die uns (und vielen anderen) im Alltag begegnen:
1. Farbkontraste zu schwach
Markenfarben sind wichtig, aber sie müssen nicht auf Kosten der Lesbarkeit gehen. Besonders kritisch: Zustände wie Hover, Focus oder Disabled, bei denen Kontrast oft vergessen wird.
2. Schriftgrößen zu klein, Zeilen zu eng
Gerade bei Text-lastigen Seiten oder responsiven Layouts unterschätzt: Mindestgrößen und Lesbarkeit. Zu enge Zeilenabstände sind nicht nur unkomfortabel, sondern schnell eine echte Hürde.
3. Icons ohne Text
Ob Menü-Symbole, Pfeile oder Plus-Zeichen: was visuell intuitiv erscheint, bleibt für viele Nutzer*innen unverständlich. Screenreader? Können damit oft nichts anfangen. Menschen ohne Tooltip oder Vorwissen übrigens auch nicht.
4. Interaktive Elemente zu klein
44x44 px ist kein Gimmick, sondern eine sinnvolle Mindestgröße für Touch-Ziele. Gerade bei mobilen Interfaces ist das entscheidend für Bedienbarkeit - mit oder ohne Einschränkungen.
5. Platzhalter statt Labels in Formularen
Klingt minimalistisch, ist aber maximal problematisch: Sobald der User etwas eintippt, verschwindet der Kontext. Für Screenreader-Nutzer*innen wird das Formular zur Blackbox.
Unsere Best Practices - Accessibility im Design verankern
Was uns in Projekten wirklich geholfen hat:
Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken
Komponenten, Layouts, States und Mikrointeraktionen direkt barrierefrei planen - nicht erst beim Übergabe-Screen. Accessibility ist kein „Design-Special“, sondern Teil der Basis.
Alt-Texte, Struktur & Rollen bereits in Figma erfassen
Semantische Informationen, Alt-Text-Vorschläge, Hierarchien - alles, was dem Dev hilft, sollte schon im Design sichtbar sein. Das spart Schleifen und sorgt für mehr Klarheit im Team.
Regelmäßige Design-Reviews mit Accessibility-Fokus
Integrierte Checks im Designprozess - z. B. bei Komponenten-Updates, neuen Templates oder Feedback-Runden. Tools wie Stark oder Contrast Figma Plugin können hier aktiv unterstützen.
Früh testen, besser werden
In frühen UX-Tests oder internen Checks: Fokus-Zustände, Tastaturnavigation, Responsiveness - alles direkt prüfen. So erkennt man Accessibility-Probleme, bevor sie sich im Dev verfestigen.
Technisch barrierefrei - worauf es bei der Entwicklung ankommt
Digitale Barrierefreiheit ist kein Add-on, das man kurz vor dem Go-Live irgendwie drüberstülpt. Sie ist eine Grundhaltung - und gleichzeitig ein entscheidender Faktor für langfristig nutzbare, inklusive und zukunftssichere Software. In der Entwicklung zeigt sich schnell, wie ernst ein Projekt es mit echter Zugänglichkeit meint: Wird Accessibility von Anfang an mitgedacht, lassen sich Stolpersteine vermeiden. Sowohl für Nutzer*innen als auch für das Dev-Team.
Aber was, wenn ein Projekt bereits steht? Gute Nachrichten: Barrierefreiheit lässt sich auch nachträglich integrieren - sinnvoll, nachhaltig und mit überschaubarem Aufwand. Der Schlüssel liegt in Struktur, Klarheit und realistischem Erwartungsmanagement.
Was die Umsetzung beeinflusst: Aufwand ≠ Aufwand
Wie viel Zeit und Ressourcen in die barrierefreie Umsetzung fließen, hängt stark vom Umfang der Seite oder App ab - und vom Angebot. Eine einfache App mit klaren Strukturen, standardisierten UI-Elementen und wenig Multimedia ist deutlich schneller anzupassen als eine Plattform mit interaktivem Echtzeit-Chat, eingebetteten Videos, Audio-Playern oder komplexen Formularstrecken.
Realistisch? Von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen ist alles möglich, je nach technischer Ausgangslage und Zielsetzung. Ein durchdachter Projektaufbau und ein modularer Code helfen dabei massiv. Denn: Wer klar trennt, kann gezielt optimieren.
Typische Fallstricke - und was wir daraus gelernt haben
Aus unseren Projekten wissen wir: Die größten Hürden entstehen oft dort, wo Accessibility nicht als Teamthema verstanden wird.
1. Semantik wird unterschätzt.
Viele Entwickler*innen setzen lieber auf einfache, visuell funktionierende Lösungen. Etwa div-Hacks statt semantisch korrekter Strukturen. Das Problem? Für Screenreader oder Tastaturnavigation entsteht dadurch ein kaum benutzbares Interface.
2. Drittanbieter-Bibliotheken sind nicht immer barrierefrei.
Besonders ältere UI-Frameworks oder schlecht gepflegte Komponenten bringen gerne versteckte Barrieren mit. Von unlesbaren Tabs bis zu nicht fokussierbaren Dialogen.
3. "Fast fertig" ist nicht barrierefrei.
Der Fokus stimmt nicht, die Navigation bricht mittendrin ab, eigene Komponenten haben keine Rollen oder Labels: Viele Umsetzungen sind nur auf den ersten Blick „fast fertig“ - unter der Oberfläche fehlt oft der entscheidende letzte Schritt.
4. Barrierefreiheit ist teamübergreifend.
Ein Beispiel: Videos brauchen Untertitel. Audioinhalte brauchen Alternativen. Und das geht nicht ohne Design, Redaktion und Projektkoordination. Wenn Accessibility nur bei Devs „abgeladen“ wird, bleibt sie Stückwerk.
So gehen wir’s an - Best Practices
Von Anfang an mitdenken oder auf Audits setzen.
Der beste Start: ein barrierefreies UI-Konzept, das gängige Standards wie WCAG 2.1 bereits berücksichtigt. Alternativ (oder ergänzend): ein professionelles Accessibility Audit, das Schwachstellen früh aufdeckt und klare Handlungsempfehlungen gibt.
Automatisierte Checks - aber nicht nur.
Tools wie der Accessibility Scanner (Android), der Accessibility Inspector (iOS), Axe® oder Pre-Launch Reports von Google Play sind wertvolle Helfer. Noch wertvoller: der manuelle Check. Denn echte Nutzung lässt sich nicht rein automatisiert bewerten – zum Glück gibt’s Menschen.
Testing automatisieren.
Accessibility ist kein „once and done“. Automatisierte Tests helfen dabei, Standards langfristig zu halten - etwa durch Integration in bestehende CI/CD-Pipelines oder durch dedizierte Accessibility-Testsuites.
Standard-Elemente sind deine Freunde.
Buttons, Inputs, Headings, Labels: Wer konsequent auf native HTML-Elemente oder barrierefreie Komponenten setzt, hat schon die halbe Miete drin. Viel Barrierefreiheit steckt im scheinbar Einfachen - man muss nur die richtigen Bausteine verwenden.
Modular denken - modular entwickeln.
Ein sauberer, komponentenbasierter Aufbau erleichtert nicht nur die Wartung, sondern macht es auch einfacher, Accessibility punktuell nachzurüsten oder zu verbessern. Wer einmal barrierefrei entwickelt hat, profitiert auch in zukünftigen Projekten davon.
Wie läuft ein Accessibility-Audit ab?
Ein guter Audit ist mehr als eine technische Liste. Er ist ein Analyse- und Beratungstool zugleich. Für konkrete, priorisierte Maßnahmen zur Verbesserung.
Unser 4-stufiger Audit-Prozess:
1. Auswahl der Prüfbereiche
Wir definieren gemeinsam mit dem Kunden, welche Seiten, Templates oder Komponenten geprüft werden, z. B. Startseite, Navigation, Formulare, Contentseiten.
2. Automatisierte Prüfung
Unsere eigene Audit-Engine kombiniert etablierte Accessibility-Tools mit individuellen Regeln und liefert KI-gestützte Erstbefunde.
3. Manuelle Validierung durch Expert*innen
Hier wird geprüft, ob die gemeldeten Probleme wirklich kritisch sind. Aber auch, ob es weitere Barrieren gibt, die Tools nicht erkennen, z. B. Fokusführung oder Screenreader-Logik. Wir validieren:
- Sind die gemeldeten Fehler tatsächlich kritisch?
- Gibt es zusätzliche Probleme, die Tools nicht erkennen können? (z. B. Fokusreihenfolge, fehlende Fokusrahmen, Screenreader-Ausgabe, sinnvolle Alt-Texte, Videos mit Untertiteln/Audiodeskription)
- Funktionieren dynamisch hinzugefügte/veränderte Elemente barrierefrei?
4. Dokumentation & Handlungsempfehlung
Alle Barrieren werden nach Schweregrad kategorisiert und mit konkreten Lösungsvorschlägen dokumentiert. Optional begleiten wir auch die Umsetzung - bis hin zum Re-Test.
Ergebnis: kein stumpfer Prüfbericht, sondern ein echter Maßnahmenkatalog.Verständlich, umsetzbar, priorisiert.
Wann solltet ihr Barrierefreiheit mitdenken?
Die kurze Antwort: So früh wie möglich.
Die lange Antwort: Spätestens dann, wenn…
- ein neues Produkt entsteht
- ein Relaunch oder technisches Redesign geplant ist
- neue Features wie Login, Buchungsprozesse oder Navigation eingebaut werden
- das Produkt in neue Zielgruppen skaliert
- Ausschreibungen, CSR-Ziele oder Förderprogramme anstehen
Accessibility gehört in die Designsysteme, in die Coding Guidelines und in den QA-Prozess. Als selbstverständlicher Teil einer zukunftsfähigen Produktentwicklung.
Was bedeutet das konkret für euer Produkt?
- Rechtliche Absicherung: Ihr erfüllt die gesetzlichen Vorgaben ab 2025
- Mehr Reichweite: Ihr macht euer Produkt zugänglich für mehr Menschen
- Bessere UX: Klarere Strukturen, verständlichere Inhalte, bessere Navigation
- Wirtschaftlicher Impact: Weniger Abbrüche, mehr Conversions, weniger Support
- Starkes Image: Ihr zeigt Haltung - in Richtung Inklusion und digitaler Verantwortung
Fazit: Accessibility ist Impact. Für alle.
Barrierefreiheit ist keine lästige Pflicht, sondern eine echte Chance. Für mehr Reichweite, mehr Qualität und mehr Menschlichkeit in digitalen Produkten. Sie macht digitale Produkte fairer, inklusiver und nachhaltiger. Und das Beste: Der Einstieg ist gut machbar, insbesondere mit der richtigen Unterstützung.
